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Und sie bewegt sich doch

Die Anfänge des modernen Denkens - von Nikolaus von Kues bis Galileo Galilei

Erschienen am 02.05.2006
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442734856
Sprache: Deutsch
Umfang: 173 S.
Format (T/L/B): 1.4 x 18.8 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

"De Crescenzo gelingt es, uns komplexe philosophische Gedanken höchst unterhaltsam nahe zu bringen." Panorama "Augenzwinkernd, verständlich und unterhaltsam." Das Magazin

Autorenportrait

Luciano DeCrescenzo wurde 1928 in Neapel geboren. Er arbeitete als Ingenieur bei IBM, bevor er seine Liebe zur Philosophie und sein schriftstellerisches Talent entdeckte. Stets verbindet er in seinen Büchern philosophische und literarische Themen mit der speziellen Lebensart der Menschen in seiner Heimatstadt. Seine bisher 26 Bücher wurden allesamt internationale Bestseller. Bei Knaus erschienen u.a. "Die kleine Geschichte der mittelalterlichen Philosophie", "Die Zeit und das Glück" und "Und sie bewegt sich doch".

Leseprobe

Vorbetrachtung 1 Nikolaus von Kues 2 Lorenzo Valla 3 Marsilio Ficino 4 Pico della Mirandola 5 Girolamo Savonarola 6 Leonardo da Vinci 7 Lorenzo de'Medici 8 Pietro Pomponazzi 9 Erasmus von Rotterdam 10 Thomas Morus 11 Niccolò Machiavelli 12 Francesco Guicciardini 13 Martin Luther 14 Ulrich Zwingli 15 Johann Calvin 16 Nikolaus Kopernikus 17 Tycho Brahe und Johannes Kepler 18 Ärzte und Zauberer 19 Nostradamus 20 Bernardino Telesio 21 Michel de Montaigne 22 Giordano Bruno 23 Francisco Suárez und Luis de Molina 24 Francis Bacon XXV Tommaso Campanella XXVI Galileo Galilei Vorbetrachtung Wenn von «Revolution» die Rede ist, denkt man aus irgendeinem Grund sogleich an das Ende des 18. oder den Beginn des 20. Jahrhunderts, also an die erste französische oder die russische Oktoberrevolution, nie, aber wirklich nie jedoch an die Geschehnisse des 15. und 16. Jahrhunderts. Dabei trugen sich die einschneidendsten Umwälzungen eben zu jener Zeit zu. Wahllos, so wie sie mir in den Sinn kommen, seien hier die wichtigsten kulturellen Bereiche und die Persönlichkeiten, die für sie stehen, genannt: die Philosophie mit Marsilio Ficino und Francis Bacon, die Geographie mit Christoph Kolumbus und Amerigo Vespucci, die Astronomie mit Kopernikus, Tycho Brahe, Kepler und Galilei, die Politik mit Machiavelli und Guicciardini, die Kunst mit Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo, die Religion mit Martin Luther, Zwingli und Calvin, oder die Entdeckung der Perspektive durch Brunelleschi und Leon Battista Alberti sowie die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg. Dazu wer weiß wie viele andere mehr, die mir jetzt gerade nicht einfallen. Kurz, es ist all das, was unter den Bezeichnungen Humanismus und Renaissance in die Geschichte einging. Manche verstehen unter Humanismus eine historische Epoche, die im 15. Jahrhundert ihren Ausgang nahm, jene Zeit also, als man die römischen und griechischen Klassiker wiederentdeckte und zu neuer Geltung brachte. Andere hingegen die Bestrebungen, den Menschen an sich in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken. Ging es für die einen darum, wieder in Erinnerung zu rufen, was Sokrates, Platon, Aristoteles, Cicero, Tacitus, Seneca und so weiter gesagt hatten, so mühten sich die anderen, Gott ein wenig zur Seite zu schieben, um für den Menschen und seinen Erfindungsgeist Platz zu schaffen. Nicht zufällig erschien ja in jenen Jahren Pico della Mirandolas berühmtes Werk mit dem bezeichnenden Titel: De hominis dignitate (Über die Würde des Menschen). Lautete das Motto des Mittelalters noch «Wir sind zum Leiden geboren» (abgeleitet vom Bild des Menschen als «Pilger in einem Tal der Tränen»), so galt nun in der Renaissance eine Zeile aus einem berühmten Gedicht Lorenzo de' Medicis, in dem es heißt: Chi vuol esser lieto, sia, «Wer glücklich sein will, der sei es» (abgeleitet von der Aufforderung des Horaz, carpe diem, «nutze den Tag»), und das sagt schon alles über die enorme Diskrepanz zwischen diesen beiden Epochen. Erasmus von Rotterdam gestand einmal einem Freund in einem Brief, dass er des Lebens müde sei; er schreibt: «Nun, da ich das fünfzigste Lebensjahr erreicht habe, glaube ich, lange genug gelebt zu haben. Dennoch würde ich gerne noch einmal jung sein, wenigstens für einige Jahre, denn um mich herum sehe ich ein goldenes Zeitalter aufblühen.» In der Tat wandten sich die Menschen nun wieder mehr den schönen Dingen des Lebens zu, Vergnügungen, Kultur, Spiel und Spaziergängen mit Freunden. Anfangs verhielt sich das Individuum vielleicht noch ein wenig schüchtern und unbeholfen, doch mit den Jahren begann es, immer mehr mit dem eigenen Kopf zu denken, und entwickelte sich, wie der niederländische Historiker Johann Huizinga es nennt, zu einem «schönen Spielzeug in der Hand Gottes». Bis zu jener Zeit waren Geistliche, Mönche und Priester, die Einzigen, die lesen und schreiben konnten. Das heißt, sie lasen nicht nur die Messe, sondern fungierten auch als Arzt, Psychotherap Leseprobe