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Wintergewölbe

Roman

Erschienen am 25.04.2009
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783827005342
Sprache: Deutsch
Umfang: 350 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 22.1 x 14.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ein Jahrzehnt haben die begeisterten Leser der Fluchtstücke auf ein neues Buch von Anne Michaels warten müssen - nun werden sie belohnt mit einem Roman von außergewöhnlicher poetischer Kraft, mit einer großen Liebesgeschichte. Sie begegnen einander in einem Fluss ohne Wasser. Jean durchstreift das verwaiste Bett des St.-Lorenz-Stroms, sammelt Pflanzen, letzte Zeugnisse einer Landschaft, die es so nicht mehr geben wird. Niemand weiß das besser als Avery, der als Ingenieur maßgeblich an der Flussbegradigung beteiligt war, und nun erst schuld bewusst die Tragweite des Eingriffs ermisst. Sie begegnen sich - es ist Liebe auf den ersten Blick. Und als Avery zu einem neuen Auftrag gerufen wird, gehen sie gemeinsam nach Ägypten, leben in einem Hausboot auf dem Nil, der hier bald zum gewaltigen Nassansee gestaut werden soll. Averys Aufgabe ist es, den Abu Simbel Tempel zu versetzen, zu bewahren vor dem Versinken in der künstlichen Flut, der ganze Dörfer zum Opfer fallen werden. Die Fragwürdigkeit dieses Rettungsaktes im Angesicht von Zerstörung und Vertreibung wird beiden mit jedem Tag deutlicher, doch Jean und Avery finden keine Sprache für ihr Unbehagen. Sie flüchten sich in die Beschwörung ihrer Nähe, ihrer Liebe. Nacht für Nacht erzählen sie einander die Geschichte ihrer Herkunft, ihrer Familien und kommen sich dabei abhanden, noch bevor sie selbst ein schwerer Verlust trifft, der alles verändert. In einer Sprache, deren poetische Intensität ihr Debüt zum Bestseller machte, erzählt Anne Michaels von Vertreibung und Neuanfang, von Trauer und Verlust und der einzig rettenden Macht der Liebe.

Autorenportrait

Anne Michaels wurde 1958 in Toronto geboren. Mit ihrem ersten Roman Fluchtstücke gelang ihr ein internationaler Bestseller, der in 30 Sprachen übersetzt wurde.

Leseprobe

Wintergewölbe Lange bevor wir auf Stein malten, haben wir wohl mit Ocker und Kohle auf unsere eigene Haut gemalt. Jedenfalls hinterließen wir vor vierzigtausend Jahren farbige Handabdrücke an den Höhlenwänden von Lascaux, Chauvet und in den Ardennen. Das schwarze Pigment, das in Lascaux zum Malen der Tiere verwendet wurde, bestand aus Mangandioxid und gemahlenem Quarz und außerdem fast zur Hälfte aus Kalziumphosphat. Kalziumphosphat gewinnt man, indem man Knochen auf vierhundert Grad erhitzt und sie dann zermahlt. Wir stellten unsere Farbe aus den gemahlenen Knochen der Tiere her, die wir malten. Kein Bild vergisst diesen Ursprung. Die Zukunft wirft ihren Schatten auf die Vergangenheit. In diesem Sinne enthalten die ersten menschlichen Zeichnungen bereits alles: sie sind eine Art Landkarte. Die ersten Tage militärischer Besatzung; die Empfängnis eines Kindes; Saat und Boden. Leid ist Begehren in seiner reinsten Form. Mit dem ersten Grab – dem ersten Mal, dass ein Name in die Erde gesät wurde – mit der Erfindung der Erinnerung. Kein Wort vergisst diesen Ursprung.

Schlagzeile

Titel erscheint lt. Verlag am 25.04.2009

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