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Europa 5.0

Ein Geschäftsmodell für unseren Kontinent

Erschienen am 07.01.2016, 1. Auflage 2016
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593505411
Sprache: Deutsch
Umfang: 264 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 22.1 x 14.6 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Europa muss sich neu erfinden. Unser Kontinent braucht dringend ein Geschäftsmodell, das mit einem zukunftsfesten Rahmen über die aktuelle Krise hinaus Wachstum schafft und Wohlstand sichert. Daher müssen wir jetzt die nächste Stufe der europäischen Integration wagen - Europa 5.0. Mit frischen Ideen in der Wirtschaftspolitik, die Europa wettbewerbsfähiger machen. Mit Unternehmen, die grenzüberschreitend ihre Kräfte bündeln, um im globalen Wettbewerb dauerhaft erfolgreich zu sein. Und mit Initiativen, die die Bürger dabei unterstützen, auch unter Niedrigzinsen Vermögen aufzubauen. Europa hat hierfür die Institutionen, die Kraft und die Talente. Gemeinsam können Politik, Unternehmen, Bürger und Sozialpartner Europa neuen Zusammenhalt, Antrieb und Sinn geben. Wir müssen nur noch beginnen.

Autorenportrait

Luc Frieden ist Vice Chairman der Deutsche Bank Gruppe in London. Als langjähriger Justiz- und Finanzminister von Luxemburg hat er sein Land u.a. in der Eurogruppe sowie im EU-Finanzministerrat vertreten. Er hält Abschlüsse in Rechtswissenschaften der Universitäten Paris-Sorbonne, Cambridge und Harvard. Nicolaus Heinen leitet die Global Intelligence Services der Linde AG in München. Zuvor war er als Europavolkswirt für die Deutsche Bank AG in Frankfurt tätig. Er promovierte an der Universität zu Köln und hält dort einen Lehrauftrag in europäischer Wirtschaftspolitik. Stephan Leithner war Mitglied des Vorstands der Deutsche Bank AG in Frankfurt und dort u.a. als CEO für Europa verantwortlich. Ab März 2016 ist er Partner bei der Beteiligungsgesellschaft EQT. Leithner hat in verschiedenen Funktionen in der Deutschen Bank europäische Unternehmen bei Strategie- und Kapitalmarktthemen begleitet. Bis 2000 war er Partner bei McKinsey & Company. Er promovierte an der Universität St. Gallen.

Leseprobe

I Wir haben die Wahl Seit über sechs Jahren steckt Europa in der Krise. Dies allein wäre noch nicht beklagenswert, haben wir Europäer doch in der Vergangenheit schon wahrlich größere und schlimmere Schieflagen durchlaufen und gemeinsam erfolgreich überwunden. Die aktuelle Krise erscheint gleichwohl fundamentaler. Immer heftiger werden die Reibereien und Misstöne zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Immer größer wird die politische Distanz zu einzelnen Ländern - sei es zu Griechenland oder zum Vereinigten Königreich. Und immer stärker werden die gesamtwirtschaftlichen Divergenzen innerhalb des gemeinsamen Währungsraums, der Eurozone. Bürger und Unternehmen blicken mit großer Sorge und Skepsis auf die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Europa. Sie merken: Die Versprechen von Einheit und Wohlstand, an die wir uns so sehr gewöhnt haben, scheinen heute längst nicht mehr so sicher wie einst. Besonders schwer wiegt dabei, dass den Ländern Europas ein klares Ziel und der Wille fehlen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, die Probleme von heute anzupacken und gemeinsam zu lösen. Diese Haltung ist für Europa keinesfalls typisch, denn das Projekt der europäischen Einigung entstand einst aus Überzeugung. Es war ein Aufbruch mit einer klaren Vision von Frieden, Stabilität und Wohlstand. Von dieser Aufbruchstimmung ist heute jedoch nichts mehr zu spüren - ganz zu schweigen von echter politischer Führungsstärke, die zumindest eine klare Richtung vorgeben würde. Und so bleibt die politische und wirtschaftliche Zukunft unseres Kontinents ungewiss. In diesem Vakuum braucht es entschlossenes Handeln - und neue Weichenstellungen für ein Europa jenseits des Krisenalltags. Damit solche Weichenstellungen gelingen, müssen Politiker, Unternehmen und Bürger mutige Entscheidungen treffen. Mutige Entscheidungen brauchen wir heute in Europa allemal, denn zu viele offene Fragen liegen vor uns. Politische Entscheidungsträger fragen sich: Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es noch in einem Umfeld wachsender Spannungen innerhalb und zwischen den 28 Mitgliedstaaten? Unternehmer fragen sich: Welche Wachstumsaussichten hat unser Wirtschaftsraum in einem globalen Umfeld, das sich so rasch wandelt? Bürger fragen sich: Welche Chancen auf Teilhabe am wirtschaftlichen Wachstum und Wohlstand bleiben mir? Und über allem schwebt die Frage: Stößt nicht jede politische und wirtschaftliche Integration souveräner Staaten irgendwann an ihre Grenzen? Wir, die Autoren, hören diese Fragen nahezu täglich in beruflichen wie privaten Gesprächen mit unseren Kunden, Mitarbeitern und Mitmenschen. Wir vernehmen sie auch als Teil einer breiten und zunehmend besorgten öffentlichen Debatte, die zeigt, wie tief die allgemeine Verunsicherung über die Zukunft Europas mittlerweile sitzt. Unter Ängstlichkeit und Befangenheit kann man die Gegenwart jedoch nicht gestalten - und erst recht nicht die Zukunft gewinnen. Denn gerade dann, wenn die Wachstumsraten niedrig sind und die Perspektiven trübe, gehen Menschen ungern ins Risiko. Ohnehin neigt der Mensch dazu, die Bedürfnisse von heute stärker zu gewichten als die Bedürfnisse von morgen. Bei drohenden Verlusten handelt er besonders risikoavers, wie die Erkenntnisse der Verhaltenspsychologie zeigen.1 Je unsicherer die Gegenwart, desto vorsichtiger und ängstlicher blickt er der Zukunft entgegen - und verschließt sich so dem notwendigen Wandel. Und so verwundert es nicht, dass in wirtschaftlich wie politisch unsicheren Zeiten insbesondere jene Stimmen leichter das Gehör der Menschen finden, die allein vor den Risiken und Gefahren von Veränderungen warnen - und zugleich die Chancen ignorieren, die der Wandel bieten kann. Die Lösungen, die sie vorschlagen, sind in der Regel greifbar und konkret, weil altbekannt und rückwärtsgewandt. Sie beschwören damit die vermeintliche Sicherheit und Stabilität vergangener Zeiten. Die Befürworter des machbaren Wandels haben es hingegen schwe