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Die Religion der ersten Christen

Eine Theorie des Urchristentums

Erschienen am 01.10.2000
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783579026237
Sprache: Deutsch
Umfang: 456 S.
Format (T/L/B): 3.2 x 22.7 x 15 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine Fortführung und Alternative zu einer »Theologie des Neuen Testaments« Die Dynamik des urchristlichen Glaubens ist in der Dynamik des Lebens verwurzelt. In diesem Buch zeigt Gerd Theißen, was die ersten Christen in ihrem Innersten bewegte. Sein Werk ist eine religionswissenschaftliche Beschreibung und Analyse des urchristlichen Glaubens. Es will weder rein deskriptiv die Theologie des Neuen Testaments beschreiben, noch konfessorisch ihren Glauben durch Wiederholung beschwören, sondern die Kraft dieses Glaubens verständlich machen. Theißen verfolgt dabei zwei Ziele: Einerseits untersucht er das Leben der Urchristen und stellt ihre theologischen Aussagen in semiotische, psychische und historische Zusammenhänge. Auf diese Weise werden mit religionswissenschaftlichen Kategorien der Glaube, der Kult und das Ethos der frühen Kirche sichtbar. Andererseits zeigt er, wie sich das frühe Christentum vom Judentum fortentwickelte und eine autonome religiöse Zeichensprache schuf, die eine ungewöhnliche gemeinschaftsbildende Kraft hatte und die Geschichte umgestaltete.Mit dieser neuartigen Annäherung überschreitet Gerd Theißen den nur innerkirchlichen Diskurs über die Theologie des Neuen Testamentes und macht urchristliches Leben und Denken auch denen zugänglich, die selbst der christlichen Weltdeutung fernstehen.

Autorenportrait

Dr. Gerd Theißen, geboren 1943, ist Professor em. für Neutestamentliche Theologie in Heidelberg. Er gilt als einer der kreativsten Exegeten der Gegenwart und entwickelte eine Theorie des Urchristentums, indem er die biblische Überlieferung mit Hilfe soziologischer und religionspsychologischer Fragestellungen untersuchte. Sein Buch 'Der Schatten des Galiläers' ist seit mehr als 30 Jahren ein unübertroffenes Werk erzählender Jesusliteratur.

Leseprobe

§ 1 Einleitung: Das Programm einer Theorie der urchristlichen Religion Warum eine Theorie der urchristlichen Religion? Warum keine 'Theologie des Neuen Testaments', um den Glauben der ersten Christen zusammenfassend darzustellen? Bekanntlich kann man von 'Theologie' in einem deskriptiven und in einem konfessorischen Sinne reden. Der Begriff 'Theologie des Neuen Testaments' wird deskriptiv benutzt, wenn er eine Analyse aller Aussagen im NT meint, die von Gott sprechen oder von Welt und Mensch in ihrer Beziehung zu Gott, ohne dass für solche Aussagen ein normativer Anspruch erhoben wird. Eine solche deskriptive Theologie des NT ist m.E. nicht in der Lage, den urchristlichen Glauben in seiner ganzen Dynamik zu erfassen. Um zu erkennen, was die ersten Christen in ihrem Innersten bewegte, muss man ihr ganzes Leben untersuchen und ihre theologischen Aussagen in semiotische, soziale, psychische und historische Zusammenhänge hineinstellen, die nicht unmittelbar 'theologisch' sind. Die Dynamik des urchristlichen Glaubens ist in der Dynamik des Lebens verwurzelt. Eine 'Theologie' im konfessorischen Sinne kommt dieser Dynamik auf den ersten Blick sehr viel näher. Denn sie ist 'konfessorisch', weil sie von der Prämisse ausgeht, dass dieser Glaube auch heute noch normativgültige Kraft hat. Sie ist daher sensibel dafür, dass er auch in seiner Entstehungszeit diese Kraft besaß. Man muss sich jedoch klar machen: Wer in einer Darstellung des Glaubens der ersten Christen von der normativgültigen Prämisse ausgeht: 'Gott hat in Christus die Welt erlöst und menschliches Leben zu seiner Erfüllung gebracht', - der läuft Gefahr, viele säkularisierte Zeitgenossen von einem solchen Zugang zum NT auszuschließen. Er entzieht das Zentrum urchristlichen Lebens dem allgemeinen Gespräch. Er bewegt sich in einem innerkirchlichen Diskurs. Eine Theorie der urchristlichen Religion will den urchristlichen Glauben in seiner das ganze Leben bestimmenden Dynamik mit allgemeinen religionswissenschaftlichen Kategorien beschreiben und erklären. Sie will 1. Das Programm einer religionswissenschaftlichen Analyse der urchristlichen Religion geht zurück auf William Wrede, Über Aufgabe und Methode der so eine Doppellektüre dieses Glaubens ermöglichen: eine Sicht von innen und von außen - und vor allem eine Vermittlung zwischen diesen beiden Perspektiven. genannten Neutestamentlichen Theologie, Göttingen: Vandenhoeck 1897; = Georg Strecker (Hg.), Das Problem der Theologie des Neuen Testaments, WdF 367, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1975, 81-154; = The Task and Methods of New Testament Theology, in: Robert Morgan (Hg.), The Nature of New Testament Theology, SBT 25, London: SCM 1973, 68-116. Dies Programm wurde in der Gegenwart von Heikki Räisänen erneuert. Vgl. ders., Beyond New Testament Theology: A Story and a Programme, London: SCM 1990; ders., Die frühchristliche Gedankenwelt: Eine religionswissenschaftliche Alternative zur >neutestamentlichen Theologie<, in: Christoph Dohmen/ Thomas Söding (Hg.), Eine Bibel - zwei Testamente: Positionen biblischer Theologie, Paderborn: Schöningh 1995, 253-265; ders., Comparative Religion, Theology, and New Testament Exegesis, StTh 52 (1998) 116-129. Charakteristisch für dies Programm sind drei Merkmale, die durch ihren Widerspruch gegen eine normativ gebundene 'Theologie des Neuen Testaments' bestimmt und insofern Variationen desselben Anliegens sind: oo)Die Distanzierung gegenüber dem normativen Anspruch der religiösen Texte. Ihr 'Anspruch' wird zum Gegenstand, aber nicht zur Voraussetzung ihrer Analyse. Die Analyse des Urchristentums geschieht 'identitätsoffen' (d.h. zugänglich für Menschen mit verschiedener religiöser Identität) und 'applikationsfern' (d.h. unabhängig von der Verwendbarkeit der Ergebnisse in der kirchlichen Praxis). pp)Die Überschreitung der Grenzen des Kanons: Alle urchristliche Literatur bis etwa Irenaeus wird mit in die Untersuchung einbezogen, wobei die genaue Abgrenzung des Urchris Leseprobe