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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783421054487
Sprache: Deutsch
Umfang: 380 S.
Format (T/L/B): 3.3 x 21 x 13.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Begabt für das Leichte sein, an der Oberfläche der Dinge leben, dem Glück folgen: das war und tat Baron Theodor Neuhoff - bis er sich zum König von Korsika krönen ließ und daran scheiterte. Das Leichte ist so trügerisch wie vergänglich, Michael Kleebergs Roman ein sprachliches Meisterwerk.Geheimagent, Liebhaber, hochstapelnder Alchimist und kaiserlicher Gesandter - Theodor Neuhoff läßt sich von den Wellen des Geschicks durch ganz Europa tragen, weiß zu parlieren, zu brillieren und zu blenden. Und wird am Ende Opfer der eigenen Selbstüberschätzung. Als er sich - überzeugt, die Politik sei ein Spiel - im April 1736 von korsischen Aufständischen zum König ausrufen läßt, ist sein Untergang besiegelt. Nach seinem großen Erfolg mit 'Ein Garten im Norden' zeichnet Michael Kleeberg das Porträt eines Menschen in einer Wendezeit, dessen Ziele den unseren heute so gleichen: Geld, Liebe, Ruhm.'Wenn es einen deutschen Schriftsteller der Gegenwart gibt, der die Erneuerung der deutschen Literatur aus dem Geist des Erzählens verkörpert, die uns die neunziger Jahre beschert haben, dann ist es Michael Kleeberg: Er ist gebildet, hat etwas von der Welt gesehen und begriffen, vor allem aber: Er wagt sich an die großen Themen, die er in Geschichten gießt, die man nicht vergessen kann, die einen durchs Leben zu begleiten vermögen.' Tilman Krause

Autorenportrait

Michael Kleeberg, 1959 in Stuttgart geboren, studierte Politische Wissenschaften und Geschichte. Nach Aufenthalten in Rom und Amsterdam lebte er von 1986 bis 1999 in Paris. Heute arbeitet er als freier Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Für sein literarisches Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. 2008 als Mainzer Stadtschreiber. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen: "Ein Garten im Norden" (1998), "Der König von Korsika" (2001) und "Karlmann" (2007). 2010 erschien der Roman "Das amerikanische Hospital", der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde und für den Michael Kleeberg 2011 den Evangelischen Buchpreis erhielt. Sein Roman "Vaterjahre" wurde u.a. mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg ausgezeichnet. 2016 erhielt Michael Kleeberg für sein Gesamtwerk den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Leseprobe

1 Es herrschte Geselligkeit im Hause Pujol. Die Eichent?r im Erdgescho? das die Kontorr?e beherbergte, stand offen, gemietete Fackeltr?r leuchteten den Eintreffenden heim, als ob's dessen bedurft h?e bei all dem L? und den D?ften, die das spitzgieblige Haus verstr?mte. Die Glocke ging ohne Unterla? und das M?hen oben auf dem Treppenabsatz hielt die Arme auf und nahm M?el, Umh?e und H?te in Empfang. Zwischen der K?che, wo Schweine und Fasane brieten und Pasteten garten, und dem Saal war ein stetes Kommen und Gehen der Aufw?er, deren schwankende Silbertabletts voller H?hnchen und Kuchen, Quiches, Weinkaraffen, Gl?rn und Bierhumpen fetten spanischen Galeonen glichen, die von korsarischen H?en schon leergepl?ndert waren, noch ehe sie ihren Bestimmungsort erreichten. Gelbgr?ne Lichtsprenkel aus den Butzenscheiben scheckten den weiten, hohen Raum, Falbalas schabten ?bers geschrubbte Parkett, Rhingraves raschelten, wenn jemand sich verstohlen am Sack kratzte, f?elnde Damen gluckten an den samtbedeckten Ti-schen, pfeifeschmauchende M?er postierten sich vor dem Kamin. Wo stehen heut' die Preise f?r Wolle aus Verviers? Ist die Belagerung Br?ssels endlich aufgehoben? Habt ihr die Italiener schon gesehen? Zu teuer! Ein spanischer Beamter br?tete w?rdig und schwarz auf einem Stuhl, dessen hohe, mit Schnitzereien verzierte R?cken- und Armlehnen ihm die Flanken und den Nacken freihielten, zwei franz?sische Obristen sowie eine Handvoll Gro?auern aus dem Hennegau und dem Limburgischen repr?ntierten das Gesch?, mehrere Pr?ten und Theologieprofessoren aus der Stadt den Geist. Pujol, der mit Tuch und Textilien handelte, aber auch f?r das franz?sische Heer fourragierte und es mit Stiefeln, M?eln, Musketen und Pulver versorgte, thronte am Kopfende des gr??en Tisches, sprach den vor ihm ausgebreiteten Speisen herzhaft zu und erkl?e seinem Nachbarn mit einer den Saal, Gem?e, Draperien, M?bel, Kr?ge, Schnitzfiguren umfassenden Geste, die ?ber der Wachtel auf seinem Teller zum Stillstand kam, seine Liebe zu den Dingen, zu dem, was um ihn war, was man sehen, ber?hren, anfassen, riechen und schmecken konnte und was ihm geh?rte. Er war ein rotwangiger, grauhaariger Mann in den F?nfzigern, der einen nach oben gezwirbelten Schnurrbart, dessen Spitzen seine schweren Tr?ns?e kitzelten, mit einem kleinen fusseligen Ziegenb?chen unter der fleischigen, gl?enden Unterlippe auspendelte, angetan mit einer schwarzen samtenen Prunkjacke, die mit farbigen, Blumenk?rbe, Rankenwerk und ?berquellende F?llh?rner darstellenden Stickereien verziert war. ?er den Revers breiteten sich, als hockten auf seinen Schultern zwei friedfertige wei? Tauben, die Spitzen des seinen Hals bis unters Kinn umschlie?nden Kragens aus, den, da der Hausherr zugleich a?und redete, mehrere braune So?nspritzer verunzierten. In der Mitte des Saals hockten auf der Querstange eines meterhohen Pfostens aus hellgl?endem exotischem Holz zwei gro? Papageien, ein roter und ein blaugelber Ara, deren Schwanzfedern bis zum Boden reichten, goldene Kettchen um ihren rechten Fu? die sie am Aufflattern hinderten. Die schr?eneigten K?pfe ruckweise von links nach rechts und wieder zur?ck drehend, beobachteten sie mit ihren regelm?g blinzelnden runden ?glein das seltsame Treiben. Pujol hatte die beiden V?gel als Geschenk aus ?ersee erhalten, bei Empf?en lie?er sie aus dem Bauer holen, in dem sie wochentags dahinvegetierten, und sie wurden begafft wie gefangene Negerh?tlinge. Der Kaufmann betrachtete sie mit demselben etwas schmatzenden Genu?wie die anderen Einrichtungsgegenst?e seines Heims, und mit einer eigent?mlichen Mischung aus Ehrfurcht und Verachtung. Selbst nach Stunden noch glichen die Tiere sich nicht dem schwerbl?tig dunklen Dekor an und blieben ein schriller Farbtupfer aus einer uns?ich fremden Welt. Den Blick ihrer Knopfaugen ?berwachend, der leer war durch die Schwermut der Gefan-genschaft, empfand der Hausherr eine leise Abscheu wie gegen?ber allem und jedem, das von ihm abh?ig war und u

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