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Die Entstehung der Liebe

Roman

Erschienen am 12.06.2023
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783935401142
Sprache: Deutsch
Umfang: 423 S.
Format (T/L/B): 3 x 21.8 x 14 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ihre Kinder sind aus dem Haus, Jule könnte als Literatin durchstarten, wären da nicht ein rationalisiertes Empty-Nest-Syndron, eine zu teure Wohnung und Corona. Der Roman erzählt von Jules Begegnung mit Fitnesstrainer Dirk, der ihr nicht nur beim Tango den Kopf verdreht und sie zum Joggen antreibt, sondern sie, ganz nebenbei, auch gehörig mit sich selbst konfrontiert. Während Jule tapfer versucht, sich nicht von Ängsten leiten zu lassen, sondern ihr ehemaliges Familiennest in eine WG zu verwandeln und die Beziehung zu ihren erwachsenen Kindern neu zu gestalten, holen ihre unterdrückten Gefühle sie ausgerechnet bei ihrer Premierenlesung als Verlegerin ein. Sowohl Dirk als auch der Autor und eine Fast-schon-Freundin scheinen sich gegen sie verschworen zu haben Jules Sicherung brennen durch und sie macht einen fatalen Fehler, der ihr junges Glück nachhaltig zersetzt.  Lea Joan Martin über ihren Roman: 'Vordergründig erzählt der Roman die Geschichte einer Sommerliebe, darunter geht es um eine durch Corona und den Lockdown veränderte Wahrnehmung von Zeit und Wirklichkeit. Für mich erzählt der Roman die Entstehung der Liebe zur sich ständig verändernden Realität, so widersprüchlich und unvollkommen sie sein mag.' 'Kurzweilig, konfrontativ, berührend.' (Tom Opitz, lovelybooks.de) In ihrem Podcast 'PrivatLesung' liest die Autorin Lea Joan Martin Auszüge aus dem Roman. Die erste Folge 'Jean aus Paris' erzählt von einem Blind Date der Romanheldin, die weiteren Folgen von ihrem dank 'Empty Nest' blutendem Mutterherz und ihrem neuen 'Corona-Tanzpartner'. In 'Erster Tango' wird Jule von ihrer Vergangenheit eingeholt, bis es nach einem 'Roadtrip durch Berlin' in 'Zu mir oder zu dir?' fast nach einem Happy-End aussieht. Der Podcast ist auf allen gängigen Plattformen zu hören.

Leseprobe

'Wie spät ist es?' Jule sieht auf die Uhr. Wie gut, dass sie noch eine Verabredung hat. Die Verabredung rettet sie vor den Gefühlen, in die sie versinken würde, wenn sie jetzt allein sein müsste. Etwas in ihr will, dass Lily ihr Baby bleibt. Etwas in ihr ruft: Du bist die Jüngste, die Letztgeborene, und darfst nicht auch noch gehen. Als sie Lily ansieht, spürt sie, wie schwer es für sie sein muss, sich von ihrer Mutter zu distanzieren. Es kostet sie viel Kraft, um sich abzunabeln. Als junge Frau hat sie jedes Recht, erwachsen zu werden und sich von ihrer Mutter zu lösen, egal ob diese alleinerziehend war und wenig Unterstützung bekam. Jule schämt sich für ihr Verhalten. 'Es tut mir leid, Lily, ich wollte dich nicht verletzen.' 'Es verletzt mich aber, wenn du schlecht über meinen Vater sprichst. Er ist mein Vater, egal, wie euer Verhältnis war.' 'Ich weiß, Lily, es tut mir leid.' 'Und ich habe auch keine Lust, dir zu erklären, warum ich mit Felix im Moment nichts zu tun haben will.' Jule spürt die Sonne auf ihrem Rücken, wo die Spitze ihres BHs sie daran erinnert, dass es noch ein anderes Leben neben diesem hier gibt, in dem sie sich wie eine komplette Versagerin fühlt, die alles falsch macht, was man nur falsch machen kann und das, obwohl sie einen Ratgeber zum Thema Trennungsmütter geschrieben hat. Natürlich darf sie den Vater ihrer Kinder nicht schlecht machen, und na- türlich fühlt sich das für Lily so an. Warum tut sie das? Sie wäre gern eine souveränere Mutter, die stolz auf ihre er- wachsene Tochter ist, doch es fällt ihr schwer, Lily loszu lassen. Als sie das merkt, bekommt sie Mitgefühl mit sich selbst. Der Abnabelungsprozess ihrer Tochter betrifft auch sie als Mutter. Etwas in ihr will Lily nicht loslassen. Nur da- rum geht es. Der Wunsch, ein Kind festzuhalten, ist legitim. 'Ich wünsche mir einfach, dass ihr euch vertragt, und wollte versuchen, zwischen euch zu vermitteln', versucht sie zu erklären. 'Das weiß ich, Mama', sagt Lily, und in ihrem Blick liegt eine Zärtlichkeit, die Jule berührt. 'Du bist die Mutter, du musst das wollen.' Jule ist überrascht. 'Du verstehst das?', fragt sie. 'Aber ja', antwortet Lily. 'Ich kann dir deinen Wunsch nur gerade nicht erfüllen.' Jule lächelt und denkt: So habe ich sie erzogen. Sie ist noch immer mein Kind, wenn auch nicht mehr mein Baby. Ich wollte immer, dass sie unabhängig und frei wird, in ihrem Denken, ihrem Fühlen. Sie wird ihre Angelegenheiten auch ohne mich regeln. Ich kann ihr vertrauen. 'Ich habe mich wie eine Idiotin benommen', sagt Jule. 'Tut mir leid.' 'Schon okay', lächelt Lily. 'Ich komme damit klar.' Als sie sich verabschieden, nimmt Jule das irritierende Gefühl mit, in der Beziehung zu ihren Töchtern Dinge wiederholt zu haben, die sie partout vermeiden wollte. Wie ihre Mutter hat sie sie überfordert, indem sie ihren Vater schlecht gemacht hat. Sie hat sie als Partnerersatz missbraucht, hat sie mit eigenen Problemen belastet. Als sie das denkt, tritt sie so kräftig in die Pedale, wie sie kann. Sie möchte raus aus dieser Schuld, die ihr unverzeihlich vorkommt. Die eigenen Kinder emotional zu missbrauchen, ist das Letzte. Hat sie das wirklich getan? Und wenn ja, wie soll sie damit umgehen? Die Frage ist nicht nur, ob ihre Töchter ihr vergeben können, sondern ob sie selbst sich diese Schuld jemals verzeiht. Das Fahrradfahren tut ihr gut. Sie spürt die Energie ihres Körpers, die unbarmherzige Hitze der Sonne und die angenehme Kühle des Fahrtwinds auf ihrer Haut.

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