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Die Herausbildung normativer Ordnungen

Interdisziplinäre Perspektiven, Normative Orders 1

Erschienen am 14.02.2011, 1. Auflage 2011
29,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593392769
Sprache: Deutsch
Umfang: 267 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 21.5 x 14 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Wie kommt es, dass sich Menschen an normative Ordnungen halten, und aus welchen Normen bestehen diese? Die Frage nach deren bindender Kraft beleuchten die philosophischen Beiträge dieses Bandes. Ergänzend wird aus historischer Sicht untersucht, wie sich unterschiedliche Rechtfertigungsweisen von Ordnungen entwickelt haben. Der Konstruktion neuer internationaler Rechtsordnungen gehen die rechtswissenschaftlichen Beiträge nach. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive wird schließlich gezeigt, auf welchen Prinzipien die institutionelle Gestaltung unserer politischen Welt beruht beziehungsweise beruhen sollte.

Autorenportrait

Rainer Forst ist Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Universität Frankfurt. Klaus Günther ist dort Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht. Sie sind die Sprecher des Exzellenzclusters.

Leseprobe

Die Herausbildung normativer Ordnungen Zur Idee eines interdisziplinären Forschungsprogramms Rainer Forst und Klaus Günther Die zentrale Idee Ein geistes und sozialwissenschaftliches Forschungsprogramm betritt mit der These, dass wir in einer Zeit tiefgreifender sozialer Veränderungen leben, kein Neuland. Ein thematischer Fokus auf die Frage der Herausbildung normativer Ordnungen mit Bezug auf die entsprechenden Verschiebungen, Umbrüche und Konflikte in verschiedenen Gesellschaften und auf transnationaler Ebene bringt dagegen etwas Neues und Wichtiges ans Licht. Das ist jedenfalls unsere Überzeugung. Im Unterschied zu funktionalistischen Erklärungsversuchen, die sich auf normexterne Faktoren beziehen, geht es den WissenschaftlerInnen des Frankfurter Clusters um die internen Perspektiven, Prozesse, Prozeduren und Auseinandersetzungen bei der Herausbildung von Ordnungen des Handelns und Denkens, insbesondere um die Wertungen, die institutionellen Ordnungen zugrunde liegen. "Normative Ordnungen" ruhen basalen Rechtfertigungen auf und dienen entsprechend der Rechtfertigung von sozialen Regeln, Normen und Institutionen; sie begründen Ansprüche auf Herrschaft und eine bestimmte Verteilung von Gütern und Lebenschancen. Insofern ist eine normative Ordnung als Rechtfertigungsordnung anzusehen: Sie setzt Rechtfertigungen voraus und generiert sie zugleich, in einem niemals abgeschlossenen und komplexen Prozess. Ordnungen dieser Art sind eingebettet in Rechtfertigungsnarrative, die in singulären historischen Konstellationen entstehen und über lange Zeiträume tradiert, modifiziert und institutionalisiert werden. Jedoch weist jedes tradierte Rechtfertigungsnarrativ, jede sedimentierte Legitimation, immer zugleich über die Faktizität einer bestehenden Ordnung hinaus und bietet so Anknüpfungspunkte für Kritik, Zurückweisung oder Widerstand. Es ist diese performative Spannung zwischen Rechtfertigungsansprüchen und geronnener Ordnung, die die konfliktreiche Dynamik der Herausbildung und Veränderung normativer Ordnungen verständlich werden lässt. Dabei sind die reflexiven Meta-Prinzipien, Verfahren und Institutionen von Bedeutung, die überhaupt erst einen sozialen Raum eröffnen, in dem Rechtfertigungsansprüche erhoben, bestritten und verteidigt werden können, also einen diskursiven Raum, in dem die Beteiligten ihre Kämpfe um normative Ordnungen als einen Streit über rechtfertigende Gründe austragen können. Auch wenn die an dem Exzellenzcluster beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus so unterschiedlichen Gebieten wie der Philosophie, den Geschichtswissenschaften, der Politik- und der Rechtswissenschaft wie auch der Ethnologie, der Ökonomie, der Theologie und der Soziologie eine Pluralität wissenschaftlicher Perspektiven und Methoden für sich beanspruchen, die sich nicht auf ein Paradigma festlegen lassen, finden sie doch in der Betonung des internen, normativen Standpunkts ihre gemeinsame Grundlage. Von dieser Basis aus untersuchen sie mit ihren jeweils eigenen Mitteln die Herausbildung normativer Ordnungen. So wird die Genese von Normen in historischen Konstellationen ebenso untersucht wie die Veränderung normativer Ordnungen auf dem Gebiet der Biotechnologie oder im Raum internationaler Sicherheitspolitik. Damit schließt der Cluster auf innovative Weise an die Frankfurter Tradition der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung an, um sich den wissenschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu stellen.

Inhalt

Inhalt Vorwort der Herausgeber7 Die Herausbildung normativer Ordnungen Zur Idee eines interdisziplinären Forschungsprogramms Rainer Forst und Klaus Günther11 1.Konzeptionen von Normativität Konzeptionen der Normativität: Einige grundlegende philosophische Fragen R. Jay Wallace33 Die Konstitution der normativen Wirklichkeit Peter Stemmer57 2.Die Geschichtlichkeit normativer Ordnungen In welche(r/n) normativen Ordnung(en) hat die Welt im modernen Weltsystem gelebt? Immanuel Wallerstein71 Sklavenhandel, Abolition und Kolonialismus als vernetzte normative Ordnungen Robert Harms85 3.Transnationale Gerechtigkeit, Demokratie und Frieden Die globale internationale Gesellschaft als normative Ordnung Andrew Hurrell103 Gerechtigkeit, faire Verfahren und globales Regieren Simon Caney133 4.Die Herausbildung von Rechtsnormen zwischen den Nationen Die Autorität des Völkerrechts - Ein Blick unter die Schleier über den Staaten Samantha Besson167 Völkerrecht als öffentliches Recht: Konturen eines rechtlichen Rahmens für Global Governance Armin von Bogdandy, Philipp Dann und Matthias Goldmann227 Autorinnen und Autoren265

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Normative Orders