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Transnationale Vergesellschaftung

Die Entgrenzung sozialer Lebenswelten, Staatlichkeit im Wandel 4

Erschienen am 13.08.2007, 1. Auflage 2007
44,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593384382
Sprache: Deutsch
Umfang: 327 S.
Format (T/L/B): 2.2 x 21.3 x 14.1 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Nationale Gesellschaften sind heute keine abgeschlossenen Gebilde mehr. Die Prozesse der Globalisierung und Transnationalisierung erfassen dabei mehr und mehr die Lebenswelt jedes Einzelnen. Erfahrungen der Grenzüberschreitung in Form von Migration, Mobilität und neuen transnationalen Netzwerken veralltäglichen sich. Steffen Mau zeigt diese Entwicklungen auf, benennt ihre sozialen Brüche und fragt, ob die wachsende Entgrenzung Einstellungen, Vorurteile und Wertvorstellungen der Bürger verändert. Nicht zuletzt zeigt er, inwieweit die Bevölkerung die Globalisierung als Bedrohung oder Chance wahrnimmt.

Autorenportrait

InhaltsangabeInhalt 1. Einleitung 7 Raumordnungen: Vom Containermodell zu transnationalen sozialen Räumen 17 2. Der Nationalstaat als Container? 21 3. Syndrome der Globalisierung und der Globalität 27 4. Weltgesellschaftliche Perspektiven 31 5. Entgrenzung und Denationalisierung 35 6. Transnationalisierung 37 7. Transmigration 43 Transnationale soziale Beziehungen 49 8. Transnationalisierung von unten 53 9. Von Anwesenheit zu Abwesenheit 69 10. Räume und Netzwerke der Grenzüberschreitung79 Eine Kartographie transnationaler sozialer Beziehungen 91 11. Die räumliche Ausbreitung transnationaler Netzwerke 99 12. Familiennetzwerke: Nähe mit Distanz 111 13. Grenzüberschreitung durch Mobilität123 14. Studentenmobilität auf dem globalen Campus 137 15. Internationaler Tourismus: People on the Move 149 16. Inlandstransnationalisierung 159 Transnationalisierung und neuer Kosmopolitismus175 17. Die kosmopolitische Perspektive 177 18. Attribution von Verantwortung 185 19. Einstellungen zu Ausländern 195 20. Transnationales Vertrauen205 21. Identitätswandel: Von national zu supranational? 217 22. Globalisierungsbedrohung oder -optimismus 225 Ungleiche Transnationalisierung 233 23. Fragmentierung durch Transnationalisierung? 235 24. Massen oder Elitentransnationalisierung 239 25. Geteilte Transnationalisierung: West versus Ost? 251 26. Global City und provinzielle Provinz? 261 27. Generationen als Träger von Transnationalisierung 269 28. Geschlecht und Transnationalisierung277 Fazit 283 29. Individuum und Gesellschaft im Prozess der Transnationalisierung 285 Literatur299 Appendix325

Leseprobe

Wie gezeigt, sind die meisten Forschungen unter dem Label der Transnati-onalisierung auf Migrantengruppen und deren dauerhaften Beziehungen zu ihrer Herkunftsgesellschaft ausgerichtet. Diese Gruppen sind in der Tat Pioniere der Transnationalisierung, weil sie aufgrund ihrer Wanderungsgeschichte in besonderer Weise von den neuen Kommunikations- und Transporttechnologien profitieren können, welche die Infrastruktur der Grenzüberschreitung stellen. Die These der Transnationalisierung der sozialen Beziehungen behauptet aber mehr: Sie fokussiert auf die Einbin-dung der gesamten Bevölkerung in transnationale Netzwerke und geht davon aus, dass es im Wechselspiel mit Prozessen von Globalisierung, Supranationalisierung und den Veränderungen der staatlichen Ordnung auch zu einer Transformation und einem Formenwandel der sozialen Integration gekommen ist. Nicht nur global operierende Unternehmen, öko-nomische und politische Eliten oder Migranten agieren in erweiterten räumlichen und sozialen Horizonten, sondern auch breite Schichten der Bevölkerung. Bisher nationalstaatlich integrierte und umzäunte Lebenswel-ten unterliegen einer zunehmenden Öffnung. Die Lebens-, Arbeits- und Sozialformen sind immer weniger auf das nationalstaatliche Territorium begrenzt, sondern überschreiten Grenzen, dehnen sich räumlich aus und die Einbindung in transnationale Interaktionsbeziehungen veralltäglicht mehr und mehr. Die Öffnung und Horizonterweiterung von Lebenswelten ist folgenreich, weil die Integrationskraft des Nationalstaates auch daran hing, dass Bevölkerungen national eingehegt und Außenkontakte reguliert werden konnten. Mit fortschreitender Außenorientierung und der Einbindung in transnationale Netzwerke wird dieser Zusammenhang neu konsti-tuiert. In den folgenden drei Kapiteln wird zunächst der Versuch unternom-men, einen theoretisch angeleiteten Blick auf die Prozesse der transnationalen Vergesellschaftung zu gewinnen, welcher helfen soll, die empirische Analyse vorzubereiten. Dafür wird die Perspektive der "Transnationalisierung von unten" vorgestellt, welche auf das Alltagshandeln von Individuen Bezug nimmt und aufzeigt, inwieweit Prozesse der Transnationalisierung durch das Alltagshandeln von Individuen getragen und strukturiert werden. Transnationales Handeln wird dabei mit allgemeinen Prozessen der Individualisierung in Verbindung gebracht, da es mit einer Vergrößerung der Wählbarkeit von Interaktionspartnern und -kontexten sowie Kompetenzen zur Aneignung neuer sozialer Räume einhergeht. Gleichzeitig verändern sich soziale Handlungsräume durch Interaktion und Vermischung und schaffen Grundlagen für neue Transnationalisierungsschübe. Mit der Transnationalisierung sozialer Beziehungen verknüpfen sich Veränderungen der Konstitutionsbedingungen und Operationsweisen sozialer Verkehrsformen. Beispielhaft lassen sich die Zunahme von Mobilität, die Reichweitenvergrößerung von Interaktionsnetzwerken, die Auflösung der räumlichen Fixierung sozialer Beziehungen, die vermehrte Nutzung von Kommunikationsmedien und Transporttechnologien und der Über-gang von Kopräsenz zu Abwesenheit nennen. Vielfach wird diesen Veränderungen ein besonderes Gefahrenpotential zugeschrieben, weil behauptet wird, dass sie die Aufnahme und Aufrechterhaltung stabiler sozialer Beziehungen unwahrscheinlicher machen. Es wird daher gefragt, wie sich soziale Beziehungen und Netzwerke unter den Bedingungen der Transnationalisierung konfigurieren und welche Potentiale der Wiedereinbettung gegeben sind. In einem weiteren Schritt wird die Frage nach der Gestalt transnationa-ler Netze aufgeworfen. Ausgehend von den small world-Forschungen, welche die globale Konnektivität sozialer Bekanntschaftskreise untersuchen, werden einige erste Hinweise zu den Bestimmungsgründen und Dynamiken transnationaler Netzwerkbildung gegeben. Zentral ist hier, dass soziale Netze nicht einfach als Funktion ökonomischer oder politischer Verflechtung gelten können, sondern über individuelle Dispositionen, Kompetenzen und Präferenzen ein eigenes Momentum entfalten. Was die Ausdehnung der Netzwerke angeht, so wird argumentiert, dass diese trotz prinzipieller Erreichbarbeit aller keinesfalls als global anzunehmen sind, sondern räumlich und territorial bestimmt bleiben. So entstehen transnationale Soziallandschaften mit den ihnen eignenen Raum- und Beziehungskonfigurationen

Schlagzeile

Staatlichkeit im Wandel Sonderforschungsbereich der Universität Bremen

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