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Amok

Ursachen erkennen, Warnsignale verstehen, Katastrophen verhindern

Erschienen am 15.02.2010, 1. Auflage 2010
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783579068732
Sprache: Deutsch
Umfang: 208 S.
Format (T/L/B): 1.7 x 21.6 x 13.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Das Spiel mit dem Feuer - wenn Schüler Amok laufen

- Eine behutsame Annäherung an ein beängstigendes Phänomen
- Zum Jahrestag des Amoklaufs in Winnenden

Amokläufe sind lange geplante Gewalttaten mit übersteigerten Hass und Rachephantasien, die meistens im ebenfalls geplanten Suizid enden. Häufiger sind Drohungen oder diffuse Ankündigungen einer solchen Tat, was bei Lehrern, Schülern und Eltern Angst und Sorge auslöst. Echte Drohungen von einem üblen Scherz zu unterscheiden ist sehr schwierig, aber es gibt Anhaltspunkte, die man als Anlass zum Handeln ansehen kann.
Britta Bannenberg analysiert eingehend Ursachen und Warnsignale und beschreibt Möglichkeiten zur Prävention. Damit haben Lehrer und Erziehende eine verlässliche Unterstützung, besorgniserregende Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen richtig einzuordnen und entsprechend zu reagieren.

Autorenportrait

Britta Bannenberg, Prof. Dr., geboren 1964, April 2002 bis Februar 2008 Professorin für Kriminologie, Strafrecht und Strafverfahrensrecht an der Universität Bielefeld; seit Februar 2008 Professorin für Kriminologie in Giessen.

Leseprobe

Dieses Buch richtet sich primär an Eltern und Lehrer. Es soll aufklären und informieren. Seit dem Amoklauf in Winnenden und Wendlingen am 11. März 2009 hat das Thema Amok (vornehmlich an Schulen, aber nicht nur) die Öffentlichkeit aufgewühlt. Man kann auch sagen, die Möglichkeit solcher Taten hat sich mittlerweile in das kollektive Bewusstsein eingebrannt. Egal, wie die Wissenschaft das Phänomen "Amok" betrachtet, jeder stellt sich unter diesem Begriff ein potenziell tödliches Ereignis mit breiter Medienberichterstattung vor. Viele halten heute Mehrfachtötungen an Schulen für möglich. Neben Medienberichten und der Einsetzung von Expertenkommissionen hat das Thema breite Diskussionen unter Schülern, Eltern und Lehrern, Polizeibeamten, Politikern und in der Öffentlichkeit ausgelöst. Nach der Tat gab es in Deutschland einen sehr starken Anstieg von Drohungen mit einem Amoklauf an Schulen, wie es noch nie zuvor in diesem Ausmaß der Fall war. Darunter sind zum ganz überwiegenden Teil Androhungen, die nicht ernsthaft in eine Tatausführung münden sollten. Das ändert aber nichts an der Verbreitung von Angst und Schrecken durch diese Drohungen und der großen Unsicherheit bei der Beurteilung derartiger Ankündigungen. Außerdem planen einige Täter tatsächlich die Nachahmung einer solchen Mehrfachtötung, weshalb im Einzelfall schnell reagiert werden muss, um eine mögliche Katastrophe zu verhindern. Das Wort Amok ist eine falsche Bezeichnung für geplante, versuchte oder vollendete Mehrfachtötungen mit unklarem Motiv. Die Benennung einer Tat als "Amoktat" legt eine unvorhersehbare und plötzlich eintretende Katastrophe unausgesprochen nahe. Dem ist aber in der Regel nicht so. In den meisten Fällen gibt es Anzeichen für eine problematische Persönlichkeitsentwicklung eines Jungen, die insbesondere den Eltern nicht verborgen bleibt. Nur - sie rechnen nicht unbedingt mit dem Schlimmsten. Meistens verdrängen und verschweigen sie ihr Unbehagen und verzichten auf frühzeitige Einschaltung professioneller Institutionen wie etwa der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Auch Mitschüler und Lehrer können eine Reihe von Anzeichen entdecken und eine Tat abwenden. Dazu müssen sie die Zeichen aber lesen können. Das Buch soll zeigen, dass Tötungen und Katastrophen verhindert werden können. Man muss ehrlich sein: Nicht jede Tat wird sich verhindern lassen. Aber in den meisten Fällen kommt eine Tat nicht wie ein Gewitter "aus heiterem Himmel". Die Anzeichen reichen oft Jahre zurück. Die Gesellschaft ist gefordert, will sie weitere Taten mit furchtbaren Folgen für die Opfer, die Angehörigen, die Lehrer und Mitschüler in den betroffenen Schulen, aber auch für die Familien der Täter verhindern. Für die meisten ist das Leben nicht mehr so wie zuvor. Es ändert sich grundlegend und bedeutet für manche jahrelanges Leiden und die Aufgabe von Zielen, Hoffnungen und Träumen. Von einer direkten Amokprävention, also der frühzeitigen Verhinderung von Amoktaten, kann dabei nicht gesprochen werden. Die Bezeichnung "Amokprävention" eignet sich am besten für die Gefährlichkeitsbeurteilung von Drohungen mit einem Amoklauf und einer Intervention, die die Tat verhindert. In den meisten Fällen wird die frühzeitige Aufmerksamkeit für stille männliche Schüler, die scheu und voller sozialer Ängste sind und die Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen haben, aber eher ihrer sozialen Entwicklung dienen und primär das Ziel haben, sie zu befähigen, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen und ein zufriedenes Leben führen zu können. Ganz nebenbei können dabei auch destruktive Entwicklungen hin zu erheblichen Persönlichkeitsstörungen oder auch einem - seltenen - Amoklauf verhindert werden. Meine jahrelange Beschäftigung mit dem Phänomen Amok hat zu der Auffassung geführt, dass junge Männer die Taten letztlich auch begehen, weil nach der Pubertät Probleme mit Sexualität und Partnerschaft für sie deutlich und schließlich übermächtig werden. Die schüchternen Jungen sind nicht in der Lage, mit Mä Leseprobe