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Ernst Jünger

Die Biographie

Erschienen am 08.06.2009, 2. Auflage 2007
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570550830
Sprache: Deutsch
Umfang: 720 S.
Format (T/L/B): 3.9 x 21.5 x 13.7 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Ernst Jünger - Jahrhundertgestalt und Reizfigur Der Schriftsteller Ernst Jünger (1895 -1998) war eine Jahrhundertgestalt. Geboren im Kaiserreich und gestorben erst nach der Wiedervereinigung, spiegelt sein Leben wie kaum ein zweites die zentralen Wendungen und Widersprüche der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Lebendig und kenntnisreich schildert Kiesel Jüngers Leben und Werk im Kontext seiner Zeit.Ernst Jünger (1895-1998) hat stets polarisiert und fasziniert, weil er sich in kein Schema fügt: Er war ein typischer Bildungsbürger und zugleich ein Feind des Bürgertums. Er war ein unermüdlicher Arbeiter und experimentierte mit Drogen. Er galt als der Exponent des rechten Konservatismus und wurde trotzdem für manche Achtundsechziger »eine Art Geheimtipp, umgeben von der Aura des intellektuell Obszönen«, wie Joschka Fischer einmal bemerkte. Berühmt und berüchtigt sind Jüngers ästhetisierende Darstellungen von Krieg und Gewalt, die ihm den Ruf einbrachten, ein Militarist zu sein und dem Nationalsozialismus den Weg bereitet zu haben. In der Tat vertrat Jünger in den zwanziger Jahren extreme nationalistische und anti-liberale Positionen, vom NS-Regime distanzierte er sich jedoch schon vor Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933. In seiner Biographie entwirft Helmuth Kiesel ein neues Bild dieser großen Reizfigur des 20. Jahrhunderts. Er führt die intellektuelle und ästhetische Reichhaltigkeit seiner Schriften vor Augen, ohne deren brisante politische Implikationen zu unterschlagen. Die erste Biographie, die den umstrittensten deutschen Autor weder hofiert noch verteufelt - sondern ihm im wahrsten Sinne des Wortes gerecht wird.Die Biographie des umstrittensten Schriftstellers des 20. Jahrhunderts. Ausstattung: mit Abbildungen

Autorenportrait

Helmuth Kiesel, Professor für Neuere Deutsche Literatur in Heidelberg, ist einer der besten Kenner der literarischen Moderne in Deutschland. Er veröffentlichte unter anderem die Bücher "Literarische Trauerarbeit. Das Exil- und Spätwerk Alfred Döblins" (Tübingen 1986), "Wissenschaftliche Diagnose und dichterische Vision der Moderne: Max Weber und Ernst Jünger" (Heidelberg 1994) und "Geschichte der literarischen Moderne: Sprache, Ästhetik, Dichtung im 20. Jahrhundert (München 2004). Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Kiesel vor allem durch seinen Beitrag zur Debatte um Martin Walsers Buch "Tod eines Kritikers" bekannt.

Leseprobe

Zwei Mal Halley oder Die Verdüsterung der Welt April 1986. Ernst Jünger hat am 29. März seinen einundneunzigsten Geburtstag gefeiert und ist wenige Tage später, begleitet von seiner Frau, zu einer Reise nach Malaysia aufgebrochen. Er will seine Käfersammlung komplettieren, und er hofft, in der klaren Luft des malaiischen Berglands einen besonders guten Blick auf den Halleyschen Kometen zu haben. Dieser zieht nach sechsundsiebzig Jahren wieder einmal an der Erde vorüber: zum zweiten Mal in Jüngers Leben. Wie immer wird Tagebuch geführt, werden die Stationen der Reise festgehalten, allerlei Beobachtungen notiert und mit manchmal weit ausgreifenden Reflexionen verbunden. Am 8. April trifft Jünger in Kuala Lumpur ein und wird von Wolfram Dufner, dem deutschen Botschafter, mit dem Jünger seit 1954 bekannt ist, in Empfang genommen. Am 11. April fahren die Ehepaare Dufner und Jünger nach Frazer's Hill. Dort liegt - auf 1600 Meter Höhe über dem mehr als hundert Millionen Jahre alten malaiischen Urwald - die ehemalige Bergresidenz des englischen Gouverneurs, die nun als Erholungs- und Gästehaus der Regierung dient. Täglich klingelt der Wecker um fünf Uhr, weil der Komet kurz danach über den Baumwipfeln auftauchen müßte. In den ersten drei Nächten ist jedoch der Himmel bedeckt, und die Hoffnung, den Kometen ein zweites Mal sehen zu können, schmilzt, weil die Rückreise schon für den 15. April geplant ist. Aber dann kommt es doch zu einem "Wiedersehen". Unter dem Datum des 15. April vermerkt das Reisetagebuch, das 1987 unter dem Titel Zwei Mal Halley als Monographie erscheint und 1995 die Tagebuchfolge Siebzig verweht IV eröffnet: Wolfram Dufner klopfte an - um, wie ich dachte, uns zur Abfahrt zu wecken, aber es war noch dunkel, und er rief: "Der Komet ist da!" Das war kaum zu glauben - wir stürzten in sein Zimmer, ich mit dem Feldstecher in der Hand. In der Tat - Halley stand ebenso deutlich am Himmel wie damals zu Rehburg vor sechsundsiebzig Jahren, als ich ihn mit Eltern und Geschwistern gesehn hatte. (21,41) "Damals zu Rehburg": Das dürfte um den 18. Mai 1910 gewesen sein, als der Halleysche Komet der Erde am nächsten kam und viele Menschen von Untergangsängsten ergriffen wurden; Jakob van Hoddis hat damals sein epochal wirkendes Gedicht Weltende geschrieben. Die Familie Jünger, durch die Apothekertätigkeit des Vaters und eine Beteiligung am Kalibergbau wohlhabend, bewohnte in Bad Rehburg, einem kleinen Kurort am Steinhuder Meer nordwestlich von Hannover, eine schöne Villa. In einer der Nächte, in denen der Komet zu sehen war, muß der Vater die Familie vors Haus gerufen haben, um ihr die Erscheinung zu zeigen. Daran erinnert sich nun der Tagebuchschreiber in Kuala Lumpur, und er verbindet mit dieser Erinnerung eine Reflexion auf die geschichtliche Erfahrung, die ihm seitdem zuteil wurde, und auf die epochale Differenz zwischen der Zeit um 1910 und der Gegenwart von 1986: Ich glaube, es war Ranke, der sagte, als Historiker müsse man alt werden, denn nur, wenn man große Veränderungen persönlich erlebt habe, könne man solche wirklich verstehen. Er wird damit wohl weniger den einzelnen Vorgang als den Gewinn an Erfahrung gemeint haben. Das Verhältnis ähnelt dem des Soldaten, der nur auf dem Exerzierplatz geübt, zu jenem, der auch im Gefecht gestanden hat. Wieviel Zeit muß verfließen, ehe man den eigenen Vater versteht. Wenn ich an ihn zurückdenke, um den wir damals vor unserem Hause standen - die Mutter, vier Söhne und die Tochter -, will es mir scheinen, daß er einerseits typisch die Epoche vertrat, in der er lebte, sich andererseits von ihr kritisch distanzierte und zudem archaische Züge besaß. Typisch für die Epoche war schon das Bild, das wir boten: der Vater inmitten seiner großen Familie. So hielt es der Kaiser, hielten es die meisten unserer Bekannten und die Bauern ringsum. In gewissen Abständen mußten wir, was mir nicht angenehm war, mit ihm nach Hannover fahren - erst zum Friseur, dann zum Photographen, möglichst a Leseprobe

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