0

Lene und die Pappelplatztiger

cbj
Erschienen am 06.03.2006
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570215531
Sprache: Deutsch
Umfang: 127 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 18.4 x 12.6 cm
Lesealter: 8-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Lene ist ein totaler Fußballfan. Seit Wochen geht sie jeden Tag zum Bolzplatz und guckt den Jungs beim Spielen zu. Die aber wollen kein Mädchen in ihrer Mannschaft haben. Doch als Lene eines Tages gnadenhalber als Ersatzfrau einspringen darf, erleben die Fußballhelden ihr blaues Wunder ...

Leseprobe

Am Pappelplatz Wochenlang kam Lene schon zum Bolzplatz und beobachtete die Pappelplatztiger. Der Platz lag am Ende der Neustadtsiedlung, fast schon in einem Wäldchen, und war von hohen, schlanken Pappeln umstanden. Die Pappelplatztiger trafen sich dort fast jeden Nachmittag zum Fußballspielen. Natürlich war kein einziges Mädchen dabei. Sie spielten bei jedem Wetter, bei gutem mit verschwitzten, staubigen Gesichtern, bei schlechtem mit regennassen Haaren und Schlammspritzern an den Nasen. Richtige Fußballspieler sind daran zu erkennen, dass sie nicht gleich nach Hause rennen, wenn es anfängt zu regnen, und die Pappelplatztiger waren richtige Fußballspieler. Sie besaßen sogar eine Bude. Die hatten sie am Rand des Bolzplatzes aus Brettern und Wellblech selbst zusammengezimmert. Sie wohnten in der näheren Umgebung, manche von ihnen hatte Lene schon in der Neustadtsiedlung gesehen, im Einkaufszentrum oder auf den Mülltonnenkästen vor den Häusern sitzend. Lene wollte unbedingt ein Pappelplatztiger werden. Aber sie brachte es einfach nicht fertig zu fragen, ob sie mitspielen könnte. Lene fand, dass die Tiger aussahen, als hielten sie nichts von Mädchen. Sie kannte den herablassenden Blick genau, den die meisten aufsetzten, wenn sie sie sahen. Denn jeder Einzelne von ihnen hatte längst bemerkt, dass ihnen seit einiger Zeit regelmäßig ein fremdes Mädchen zuguckte. Als die Sache mit Herbert passierte, war Lenes kleiner Bruder Mirko dabei. Der Torwart der Pappelplatztiger, ein dicklicher Junge, lief plötzlich aus seinem Tor heraus und schrie: 'Halt!' 'Hermie, bleib im Kasten!', rief ein kleiner Spieler mit O-Beinen. Der Torwart lief die Seitenlinie entlang, fast bis zur Eckfahne, blieb stehen, beugte sich nach unten und rief: 'Möönsch, ein junger Spatz! Kommt mal alle her!' Lene kniff die Augen zu einem Spalt zusammen und sah neben ihm auf dem Rasen einen kleinen, jungen Vogel. Der Junge griff nach ihm. 'Halt!', schrie Lene. 'Nicht!' Zu spät. Er hatte das kleine Tier mit den schwarzen Knopfaugen schon in den Händen. Lene und Mirko rannten hin. 'Weißt du nicht, dass man junge Vögel nicht in die Hand nehmen soll?', fragte Lene aufgebracht. Die Pappelplatztiger versammelten sich um Lene, Mirko und ihren Torwart. Abwechselnd besahen sie sich den Vogel und guckten Lene feindselig an. 'Woher weißt denn DU das?', fragte der Dicke geringschätzig. 'Weil sie sich auskennt', erklärte Mirko. 'Halt du den Schnabel, Kleiner', sagte ein Junge, der aussah wie ein Chinese. 'Misch dich nicht ein, wenn Ältere reden.' 'Wenn Menschengeruch an jungen Vögeln ist, nehmen die Eltern sie oft nicht mehr an', sagte Lene beschwörend. 'Papperlapapp', sagte der Dicke. 'Außerdem ist es bestimmt schon ein ausgewachsener Spatz.' 'Das ist kein Spatz, sondern eine Heckenbraunelle', sagte Lene. 'Eine was??', fragte der chinesisch aussehende Junge und verdrehte seine mandelförmigen Augen. Einige kicherten. Ein großer rothaariger Junge fragte herablassend: 'Wieso soll denn das kein Spatz sein, sondern eine Heckenbraunecke oder so was?' 'Sehr witzig', sagte Lene wütend. 'Weil ein Spatz ganz anders aussieht, das weiß doch jedes Baby!' 'Aha', sagte der Rothaarige spöttisch. 'Ein Spatz hat zum Beispiel schwarze Brustfedern', erklärte Lene. 'Und die Braunellen weißliche. Und.' 'Danke, Frau Professor.' Der Rothaarige verbeugte sich. Die anderen Jungen lachten. 'Von mir aus kann's auch ein Kanarienvogel sein. Kommt, Jungs, wir machen weiter. Hermie', sagte er gekünstelt, 'Hermie, sei doch so gut und überlass der Frau Professor doch bitte den Heckenbraunspatz. Sie wird sicher glücklich damit werden.' 'Genau', lachten die anderen. Der Dicke ließ den Vogel ins Gras zurückgleiten. Lärmend zog die Gruppe ab. 'Idioten', rief Lene und setzte sich ins Gras. Sie riss einen Grashalm ab und kaute darauf herum. 'Das hat mir gerade noch gefehlt', sagte sie. 'Dafür hast du einen Vogel gerettet', sagte Mirko. 'Ach, sei ruhig', sagte Lene. Missmutig betrachtete sie Leseprobe