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Poetische Selbstbilder

Deutsch-jüdische und Jiddische Lyrikanthologien 1900-1938, Jüdische Religion, Geschichte und Kultur (JRGK) 29

Erschienen am 18.02.2019, 1. Auflage 2019
85,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783525573150
Sprache: Deutsch
Umfang: 350 S.
Format (T/L/B): 3 x 24 x 16.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Leserinnen und Leser kennen Lyrik vor allem aus Anthologien. "Jüdische Lyrik" wird dabei meist mit der Dichtung von Shoah-Überlebenden assoziiert. Jüdische Herausgeber sammelten jedoch schon viel früher jüdische Dichtung. Den Anspruch, für eine Gruppe zu sprechen und damit ihr Bild in der Öffentlichkeit mitzubestimmen, machte die Gattung Anthologie nicht nur für literarisch Ambitionierte attraktiv, sondern auch für unterschiedliche politische Gruppen. Unter Titeln wie "Junge Harfen" (1903), "Lyrische Dichtung deutscher Juden" (1920) oder "Jüdische Volkslieder" (1935) versuchten Kulturzionisten, eigenständige jüdische Dichtungstraditionen zu etablieren. Doch auch alternative kulturpolitische Konzepte wählen die Anthologie als Mittel, wie etwa in Julius Moses' Anthologie "Hebräische Melodien" (1920), die das Jüdische über das Thema und nicht die Herkunft bestimmt. Einige jiddischsprachige Anthologien schlugen einen ähnlichen Weg ein: Sie versuchen, eine nationale jiddische Dichtung zu etablieren, indem sie auf die von Herder zurückgeführte Idee von in der Volksdichtung verwurzelten Nationalliteraturen setzen. Die Anthologie zeigt sich dabei nicht nur als Publikationsform, sondern auch als literarische Gattung mit einem dezidierten Bewusstsein über ihre Geschichte. Carmen Reichert zeigt, dass Anthologien nicht nur als einen zu Unrecht vernachlässigten Teil unserer Literaturgeschichte anzusehen sind- sondern auch als wichtige historische Dokumente einer um ihr kollektives Wesen und dessen Darstellung nach außen ringende Gemeinschaften.

Autorenportrait

Frau Carmen Reichert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Augsburg. Sie schloss 2012 ihr Studium der Germanistik, Romanistik und jüdischen Geschichte an der LMU München und der Sorbonne-/Université Paris IV ab. 2016 folgte der Abschluss der Promotion im Fach Neuere-Deutsche-Literatur an der LMU München. Seit 2018 ist Frau Reichert wissenschaftliche Projektkoordinatorin des Projekts "Die Nationalsprache der Juden oder eine jüdische Sprache? Die Fragen der Czernowitzer Sprachkonferenz in ihrem zeitgeschichtlichen und räumlichen Kontext" (2018-2020).