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Die Pythagoras-Morde

Roman

Erschienen am 01.07.2008
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453503755
Sprache: Deutsch
Umfang: 206 S.
Format (T/L/B): 1.7 x 18.7 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

In Oxford wird ein Mathematikstudent Zeuge einer Reihe von Morden, die einem logischen Muster zu folgen scheinen. Der Täter hinterlässt jedes Mal eine Botschaft. Sein Professor und er versuchen die Identität des Serienmörders aufzudecken.

Leseprobe

Jetzt, da soviel Zeit vergangen und alles längst vergessen ist, da mich in einer lakonischen Mail aus Schottland die Nachricht von Seldoms Tod ereilt hat, glaube ich das Versprechen, das er mir nie abverlangte, brechen und die Wahrheit über die Ereignisse erzählen zu können, die im Sommer 1993 die englische Presse mit makabren bis sensationslüsternen Titeln füllten, auf die Seldom und ich jedoch, vielleicht aufgrund der mathematischen Konnotation, immer nur als die Reihe oder die Oxfordreihe Bezug nahmen. Die Todesfälle ereigneten sich in der Tat alle innerhalb der Grenzen von Oxfordshire, zu Beginn meines Aufenthaltes in England, und mir kam das zweifelhafte Privileg zuteil, den ersten aus allernächster Nähe zu sehen. Ich war zweiundzwanzig, ein Alter, in dem so gut wie alles noch entschuldbar ist; ich hatte gerade mein Studium an der Universität von Buenos Aires mit einer Arbeit in Algebraischer Topologie abgeschlossen und begab mich zu einem einjährigen Aufenthaltsstipendium nach Oxford, mit dem heimlichen Vorsatz, mich der Logik zu widmen oder jedenfalls das berühmte Seminar von Angus Macintire zu besuchen. Meine künftige Studienbetreuerin, Emily Bronson, hatte die Vorbereitungen für mein Kommen mit srupulser Sorgfalt in allen Details getroffen. Sie war Professorin und Fellow des St. Anne's, aber in den vor meiner Abreise gewechselten Mails hatte sie mir nahegelegt, von der Unterbringung in den eher ungemütlichen Zimmern des Colleges abzusehen und statt dessen, sollte mein Stipendiengeld es erlauben, lieber ein Zimmer mit eigenem Bad, einer kleinen Küche und separatem Eingang im Haus von Mrs. Eagleton zu mieten, der, wie sie mir versicherte, überaus freundlichen und zurüchaltenden Witwe eines ehemaligen Professors von ihr. Ich überschlug mein Budget, wie immer äußerst optimistisch, und sendete einen Scheck mit der ersten Monatsmiete als Vorauszahlung, die einzige von der Vermieterin geforderte Formalität. Zwei Wochen später fand ich mich im Flugzeug über dem Atlantik wieder, in diesem Zustand der Ungläubigkeit, der mich seit jeher auf allen Reisen befallen hat; wie bei einem Salto ohne Netz erscheint es mir stets eine wesentlich wahrscheinlichere, sogar schlüssigere Hypothese - Occams Rasiermesser hätte Seldom dazu gesagt -, daß irgendein Unfall mich in letzter Minute in meine Ausgangsposition zurück- oder direkt auf den Meeresgrund befördert, als mir vorzustellen, daß ein ganzes Land und die gigantische Maschinerie, die mit jedem Neuanfang verbunden ist, sich tatsächlich vor mir auftun würden. Und dennoch durchbrach das Flugzeug am nächsten Morgen pünktlich um neun Uhr ruhig die Nebelbank, und unzweifelhaft wirklich tauchten die grünen Hügel Englands unter einem plötzlich matteren, oder vielleicht sollte ich sagen schwächeren Licht auf; zumindest kam es mir vor, als würde das Licht, je tiefer wir gingen, an Substanz verlieren, wie gefiltert dünner und kraftloser werden. Meine Studienbetreuerin hatte mir genaueste Angaben gemacht, welchen Bus ich in Heathrow nehmen mußte, um direkt nach Oxford zu gelangen, und sich mehrmals entschuldigt, daß sie mich bei meiner Ankunft nicht persönlich würde empfangen können, da sie die Woche über in London an einem Algebra-Kongreß teilnahm. Das störte mich nicht im geringsten, sondern schien mir geradezu ideal: Ich würde ein paar Tage für mich haben, um mir selbst eine Vorstellung von der Umgebung zu machen und die Stadt zu erkunden, bevor meine Pflichten begannen. Ich hatte nicht viel Gepäck, und als der Bus schließlich angekommen war, überquerte ich von der Haltestelle aus mit meinen Taschen problemlos den Platz, um mir ein Taxi zu nehmen. Es war Anfang April, aber angesichts des eisigen Windes, gegen den die ziemlich blasse Sonne nicht viel ausrichtete, war ich froh, meinen Mantel angelassen zu haben. Fast alle Besucher des auf dem Platz ausgerichteten Jahrmarktes waren dafür, wie mir auffiel, in kurzen Ärmeln, ebenso wie der pakistanische Taxifahrer, der mir die Tür aufhielt. Ich ga Leseprobe

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