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Deutsche Geschichte von 1871 bis zur Gegenwart

Wie Deutschland wurde, was es ist

Erschienen am 19.09.2005
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446206472
Sprache: Deutsch
Umfang: 368 S., 118 s/w Illustr., 36 farbige Illustr., 5 K
Format (T/L/B): 3.2 x 24.4 x 17 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Wie wurde Deutschland zu dem, was es heute ist? Peter Zolling beginnt mit der Gründung des Kaiserreichs 1871, als der Traum von der deutschen Einheit zum ersten Mal in Erfüllung ging. Die damit einhergehenden Großmachtsphantasien sollten Deutschland in zwei Weltkriege führen - so dass die Wiedervereinigung Deutschlands 1989 von den Nachbarländern mit Skepsis beobachtet wurde. Spannend und aufs Wesentliche konzentriert erklärt der Autor die komplizierte deutsche Wirklichkeit aus unserer Vergangenheit heraus.

Autorenportrait

Peter Zolling, 1955 in Berlin geboren, studierte Geschichte, Soziologie und Allgemeine Staatslehre in Hamburg und London. Der promovierte Historiker war Hörfunk- und Fernsehjournalist, dann Verantwortlicher Redakteur für Zeitgeschichte beim Spiegel. Heute lebt er als Buchautor, Publizist und Kommunikationsberater in Hamburg. Bei Hanser erschien bereits seine erfolgreiche und hochgelobte Deutsche Geschichte von 1871 bis zur Gegenwart (2005) und Das Grundgesetz (2009).

Leseprobe

Jedes Ereignis hat seine Vorgeschichte. Manchmal reicht sie so weit zurück, dass es etwas schwierig ist, die Fäden zu entwirren. Wo beginnen, um die besondere Entwicklung Deutschlands bis zu jener ebenso denk- wie merkwürdigen Szene im Spiegelsaal von Versailles zu verstehen? Deutschland - gab es das zuvor überhaupt schon? Jedenfalls nicht als eine Nation mit einem Staat und einem Volk, das in einheitlichen Grenzen und einer gemeinsamen politischen Ordnung lebte, wie etwa England und Frankreich. Seit dem Mittelalter war vom 'Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation' die Rede, wenn Deutschland gemeint war. Hinter dieser Bezeichnung, die das Erbe des einst im Altertum mächtigen Römischen Reichs für sich beanspruchte, verbarg sich in Wirklichkeit ein Flickenteppich von mehr als 300 kleineren und größeren über ganz Mitteleuropa verstreuten Staaten. In ihnen herrschten Könige und Fürsten nach Landesrecht und Gutdünken, denen das 'Römische Reich Deutscher Nation' alles andere als heilig war. Was der Kaiser, an sich die oberste Autorität dieses seltsamen Gebildes, wollte, scherte sie nicht viel. Die Macht lag bei ihnen und nicht beim Kaiser. Ihre Untertanen hatten sich dem Willen des Landesherrn zu beugen, auch bei der Religionszugehörigkeit. Für das Volk galt: 'Wess' Brot ich ess', dess Lied ich sing'.' Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), Folge der Glaubensspaltung zwischen Katholiken und Protestanten nach der Reformation im 16. Jahrhundert, hatte eine Spur der Verwüstung in deutschen Landen hinterlassen. Leid und Elend, Hunger und Seuchen rafften große Teile der Bevölkerung dahin - das Mittelalter kehrte zurück. Und der Westfälische Friedensschluss besiegelte die territoriale Zersplitterung Deutschlands. Die Menschen mussten sich in ihr Schicksal fügen und nach der Pfeife desjenigen tanzen, der sie gerade regierte - je nachdem, wohin es sie verschlug. Doch aus den Wirren des verheerenden Krieges um Religion, Macht und Einfluss in Mitteleuropa tauchten zwei Herrscherhäuser auf, deren Ringen um Überlegenheit in Deutschland Geschichte machen sollte: die Hohenzollern in Preußen und die Habsburger in Österreich. Österreichs Aufstieg zur Großmacht lag schon zwei Jahrhunderte zurück, als Preußen die europäische Bühne betrat. Im Schatten alter Mächte, wie Frankreich, England und Russland, von niemandem so recht bemerkt, wuchs es heran; erst unterschätzt, dann gefürchtet. Ohne sie je in die Schlacht zuschicken, unterhielt Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), der Soldatenkönig, eine stattliche Armee - mit 83 000 Mann die viertgrößte des Kontinents. Erst sein Sohn Friedrich II. (auch 'der Große' genannt) setzte sie in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts vor allem auf Kosten Österreichs gezielt für kriegerische Eroberungen ein und begründete damit nicht nur Preußens starke Stellung im Konzert der europäischen Mächte, sondern zugleich auch dessen Ruf: im Guten und noch mehr im Schlechten. Zwar öffnete sich König Friedrich II. dem Geist und den Gedanken seiner Zeit - der Aufklärung. Aber eben mehr im Geiste. Er umgab sich mit klugen Philosophen, wie etwa dem Franzosen Voltaire, schätzte gelehrte Herrenrunden am Hofe zu Sanssouci ('Ohne Sorge') in der geliebten Garnisons- und Residenzstadt Potsdam und pflegte seine Leidenschaft zur Musik. Preußen beeindruckte durch einen modernen Militär- und Beamtenstaat, der in Europa seinesgleichen suchte. Und es lockte viele religiös Verfolgte ins Land, weil jeder sein Bekenntnis frei wählen, nach 'seiner Fasson Selich' werden konnte, wie der König versprach. Doch die Kehrseite Preußens verdüsterte dieses Bild und prägte ihm seinen eigentlichen Stempel auf. Potsdam, das war eben nicht in erster Linie der architektonisch liebliche Ort erbaulicher Flötenkonzerte des komponierenden Monarchen, sondern vor allem die Verkörperung soldatischer Tugenden: Gehorsam und Pflichterfüllung im Dienst des Staates waren oberste Gebote, und sie sollten es bleiben. Freiheit und Aufklä ... Leseprobe

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